Interview mit Frau Professorin Dr. Ilse Denise Jacobsen

10.07.2024


Professorin für Mikrobielle Immunologie
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie
Beutenbergstraße 11a, 07745 Jena
Schriftführerin der Deutschsprachigen
Mykologischen Gesellschaft e.V. (DMykG)
Tagungsleiterin der 58. Wissenschaftlichen Jahrestagung der DMykG e.V. vom 17.-20.9.2024 in Jena

 

Medizinische Mykologie – beeindruckt, begeistert, motiviert

„Wir brauchen auch die kritischen Diskussionen, um die vielfältigen Herausforderungen wahrzunehmen und zu fokussieren“, sagt Frau Professorin Dr. Ilse Denise Jacobsen in einem Gespräch, das ihre Motivation und Begeisterung für die medizinische Mykologie widerspiegelt. Wissenschaft braucht Ausdauer, Zeit, Geduld und muss auch Rückschläge aushalten. Mit Beharrlichkeit voranzugehen und zu erkennen, worauf es ankommt, dabei helfen in hohem Maße der persönliche Austausch und die Begegnung. „Sonst funktioniert Wissenschaft nicht.“ Die Mykologie ist – so Jacobsen – ein Nischenfach, das klinisch jedoch unglaublich wichtig ist.  

„Die MYK halte ich für sehr wertvoll, weil uns insbesondere in den Fallberichten klar wird, dass wir hier über Menschen reden, für die die Erforschung der medizinischen Mykologie lebensrettend sein kann.“ Rasch wird klar, was sie als Mykologin antreibt und begeistert. 

 

Fragen zur MYK 2024 in Jena, zu ihrer Aufgabe als Tagungsleiterin und Schriftführerin der DMykG e.V. sowie als Wissenschaftlerin an Ilse Jacobsen und ihre spannenden Antworten:

? Jena ist der Tagungsort der 58. MYK vom 17.-20. September 2024 zusammen mit dem Sonderforschungsbereich Transregio FungiNet. Worin bestehen die wesentlichen Schnittmengen und Vorteile dieser Kooperation?

Ilse Jacobsen:

FungiNet ist der einzige deutsche Forschungsverbund, der sich explizit mit humanpathogenen Pilzen befasst. Das ist ein ziemlich großer Verbund, der aus über einem Dutzend Teilprojekten mit insgesamt 24 Gruppenleitern besteht. Die Projekte sind einerseits angesiedelt in der Grundlagenforschung, es gibt aber auch Projekte mit klinischem Anwendungsbezug. Innerhalb von FungiNet findet jährlich eine FungiNet-Tagung bzw. ein Treffen statt, das wir in diesem Jahr in die MYK integrieren. Vorträge, die aus den FungiNet-Projekten stammen, werden überwiegend in die Grundlagen-Sessions eingebettet. Der Vorteil ist, dass wir dadurch einen großen Teil der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Mykologie automatisch zur MYK bringen. Damit besteht für Kliniker die Möglichkeit, sich über die aktuelle Grundlagenforschung zu informieren und dies auch bei Wissenschaftlern, die sonst nicht an der MYK teilnehmen. Andererseits ist es für die Grundlagenforscher eine Gelegenheit, mit Klinikern in Kontakt zu kommen und sich einen Überblick über das zu verschaffen, was aktuell in der Klinik bezüglich der Mykologie relevant ist. 

Zudem hat die Tagung gegenüber den digitalen Formaten den Vorteil, dass persönliche Kontakte geknüpft sowie bestehende aufgefrischt und intensiviert werden können. Natürlich freuen wir uns auch sehr auf neue DMykG-Mitglieder, die zu uns kommen. 

Ein weiterer Vorteil sind die finanziellen Ressourcen durch FungiNet, die es uns ermöglichen, internationale Keynote-Sprecher einzuladen. Wir haben in diesem Jahr fünf Keynote-Sessions mit einem breiten Themenspektrum. So wird beispielsweise David Denning, Manchester, dabei sein sowie Don Sheppard, Montreal, Ana Traven, Australien, und Toni Gabaldon, Barcelona. Reinhard Fischer, Karlsruhe, wird uns sehr spannende und außergewöhnliche Pilze vorstellen. Diese hochkarätige Themenvielfalt macht die MYK 2024 sehr interessant und zusätzlich attraktiv!

? Ergeben sich daraus besondere inhaltliche Schwerpunkte? 

Ilse Jacobsen:

Das bewährte Schema der Programmgestaltung behalten wir grundsätzlich bei. Es ergibt sich jedoch eine größere Intensität. Die MYK dauert einen Tag länger. Sie beginnt am 17. September und endet am 20. September 2024. Somit haben wir etwas mehr Zeit für die FungiNet-Beiträge und die fünf Keynote-Sessions. Dazu gehören Themen wie Erregerinteraktionen, neue therapeutische Ansätze sowie – was nicht immer üblich ist - die Systembiologie. Darüber hinaus haben wir wie gewohnt Industriesymposien, Grundlagen- und Klinik-Sessions sowie Poster-Sessions eingeplant. Viel Kommunikation, Interaktion und Wissenstransfer zwischen den Vorträgen, in den Kaffeepausen, beim Begrüßungs- und Gesellschaftsabend, sind ein sehr erwünschter und bedeutsamer Bestandteil der Tagung mit hohem Wirkpotenzial als Ideenschmiede und Problemlöser.

? Welches ist - in Ihrer Eigenschaft als Tagungsleiterin - Ihr persönliches Anliegen bei der Gestaltung der Tagung. Was wünschen Sie sich für diese MYK? 

Ilse Jacobsen:

Ich hoffe sehr, dass es uns gelingt, ein sowohl für Kliniker wie auch für Grundlagenforscher interessantes und inspirierendes Programm zusammenzustellen. Der Rahmen soll zum Austausch anregen und Impulse setzen, damit Ideen aus der Klinik in die Grundlagenforschung und von dort wiederum in die Klinik getragen und Konzepte zum Nachdenken mit nach Hause genommen werden. Ein weiteres wesentliches Anliegen ist mir die Einbindung der Nachwuchswissenschaftler. Einige Nachwuchsgruppenleiter sind bereits in den Planungsprozess eingebunden und werden als Vorsitzende in diversen Sessions fungieren. Hierzu gehören auch die Poster-Sessions, ich hoffe dadurch auf hohe Attraktivität und rege Teilnahme.

? Neben Ihren herausfordernden Aufgaben als Tagungsleiterin der MYK 2024 sind Sie gleichzeitig seit September 2023 Schriftführerin der DMykG e.V.

Möchten Sie in dieser Eigenschaft der Mykologie bzw. der Gesellschaft eine eigene Richtung oder Prägung geben?

Was wünschen Sie sich in Ihrer Amtszeit für die DMykG?

Ilse Jacobsen:

Ein wesentlicher Beweggrund ist für mich, dass ich der Gesellschaft mit dem Amt der Schriftführerin etwas zurückgeben möchte. Ich bin seit 2008 Mitglied der DMykG, habe an jeder Tagung teilgenommen und im Laufe der Zeit viel profitiert aus den Erfahrungen in und mit der Gesellschaft. 2015 habe ich den Forschungsförderpreis erhalten, über den ich mich sehr gefreut habe.

Es geht mir nicht darum, meine eigenen Wünsche und Vorstellungen als Vorstandsmitglied zu verwirklichen. Vielmehr möchte ich die Anliegen verstehen, die aus der DMykG herauskommen, um die Inhalte so zu gestalten, dass sie möglichst alle ansprechen, die in der medizinischen Mykologie tätig sind. Mein sehr persönliches Anliegen ist die Verbindung zwischen Grundlagenforschung und Klinik, weil ich als Tiermedizinerin einen Bezug zur Klinik habe. 

Die Stärke der DMykG sehe ich darin, dass sie als Gesellschaft sowohl den Grundlagenforschern wie auch den Klinikern ein Zuhause bietet.

Darüber hinaus möchte ich gerne den Nachwuchs für die medizinische Mykologie begeistern und davon überzeugen, dass in der kleinen aber sehr feinen Fachgesellschaft (DMykG) sehr viel Entwicklungspotenzial und individuelle Chancen für alle liegen, die sich mit der Mykologie verbunden fühlen.   

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!

(Das Interview führte Gabriele Henning-Wrobel im Juni 2024)

 

Informationen und Anmeldung zur MYK 2024 – www.dmykg-kongress.de

 

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